Sonntag, 23. Oktober, 16 Uhr

25 Jahre Deserteurdenkmal in Sievershausen

Franz Nadler, Connection e.V.

Sand im Getriebe - der Widerstand gegen die Rekrutierung im Ukraine-Krieg

In diesem Jahr ist es 25 Jahre her, dass auf dem Gelände des Antikriegshauses Sievershausen im Rahmen eines Internationalen Workcamps ein Denkmal für Deserteure errichtet wurde. Kein Denkmal in auf dem Geschichtsfeld wurde kontroverser diskutiert. Aus diesem Anlass haben wir einen Vertreter von Connection e.V., ausgezeichnet mit der Sievershäuser Ermutigung 1994, eine jener Organisationen, deren Arbeit uns damals zum Bau dieses Denk-Males inspiriert hat, zu einem brandaktuellen Thema am 23. Oktober um 16 Uhr nach Sievershausen eingeladen.

2022 hat das Thema Desertation und Kriegsdienstverweigerung eine brisante Aktualität erreicht, mit der kaum jemand gerechnet hatte. Im Krieg gegen die Ukraine hören wir in den Medien vom Mut und Kampfgeist der Ukrainer*innen. Es dringt kaum durch, dass es in der Ukraine, aber auch in Russland, Menschen gibt, die nicht bereit sind, mit der Waffe in der Hand zu kämpfen. Aber es sind mehr, als wir denken. Die aktuelle Teilmobilmachung in Russland hat eine Fluchtbewegung ausgelöst, weil Menschen nicht in diesen Krieg ziehen wollen, den sie für sinnlos und ungerecht halten. Sogar in der Bundeswehr steigt die Zahl der Kriegsdienstverweigerer stärker als sonst.

Was geschieht mit denen, die desertieren oder verweigern, in Russland? In der Ukraine? Können sie das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung in Anspruch nehmen? Und wie wird Deutschland mit denen umgehen, die hier aus diesem Grund Asyl suchen?

Franz Nadler, unser Referent für diesen Nachmittag ist Vorsitzender des Vereins Connection und wird uns darüber umfassend informieren können. Der Verein Connection in Offenbach/Main unterstützt seit fast dreißig Jahren Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus Kriegen und ist nah am Geschehen.

Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr am Desereurdenkmal mit einer Einführung von Dr. Henning Menzel, stellvertr. Vorsitzender des Antikriegshauses

Der Weg zum Deserteurdenkmal

1994 -1997: Ein Kurzer Blick auf den langen Weg zum Deserteurdenkmal

Mitte der 90er Jahre nahmen die Bemühungen um Rehabilitierung der Wehrmachtsdeserteure neuen Schwung auf, auch befeuert durch die Anstrengungen, den Deserteuren des Jugoslawienkrieges Schutz zukommen zu lassen. Ab 1993 setzte auch das Antikriegshaus diese Thema ganz oben auf seine Agenda und schrieb seinen Friedenspreis Sievershäuser Ermutigung 1994 für Menschen und Organisationen, die den radikalen Kriegsdienstverweigerern vergangener und gegenwärtiger Krieg zu ihrem Recht verhelfen wollten. Ganz oben auf der Liste der Ermutigten Ludwig Baumann, der Vorsitzende der Vereinigung der Wehrmachtsdeserteure. Auch dabei: der Verein Connection e.V., Franz Nadler, der Referent unserer Veranstaltung am 23. Oktober, war damals schon Aktiver der Gruppe. Ein Schwerpunkt der Arbeit jener Zeit war die aktive Weigerung, an den Kriegen des ehemaligen Jugoslawien teilzunehmen. In der Berichterstattung nach dieser Ermutigung, gerne auch in Form von Leserbriefen, wurde deutlich, wie heikel das Thema Desertion in der gesellschaftlichen Wahrnehmung war.
Zeitgleich liefen in verschiedenen Orten Versuche, deutliche Mahnzeichen für das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung zu setzen. Diese Versuche waren umso erfolgreicher, umso weniger mobil dieses Mahnzeichen gestaltet wurde. Also lautete der Beschluss, als es um die Projektierung eines Deserteurdenkmals am Antikriegshaus ging, das es recht stabil sein muss. In die Karten spielte uns ein Tornado, der Ende Juni 1997 unter anderem den Kirchhof umpflügte und den Raum freilegte, auf dem das internationale Workcamp im Sommer das Deserteurdenkmal errichten konnte. Der Baumaßnahme war eine langen Diskussion zwischen den Vorständen von Dokumentationsstätte und Kirchengemeinde vorausgegangen. Die von Klaus Rauterberg angestrebte bauliche Deutlichkeit des projektierten Mahnzeichens stieß nur bedingt auf positive Resonanz. Bei der Einweihung am Antikriegstag 1997 machte Klaus Rauterberg deutlich, dass „wir keinen Schönheitspreis anstreben“. Tatsächlich ist die raue betonbetonte Erscheinung die Brutalität des Themas angemessen.
Ein Mitglied der Kirchengemeinde ließ am Tag der Einweihung telefonisch verlauten, es mache seinen Verbleib in der Gemeinde davon abhängig, ob dieses „Schandmal“ auf Gemeindegrund stehe oder nicht. (Das Deserteurdenkmal steht auf der Grenze zwischen dem alten Friedhof und dem laut Nutzungsvertrag vom Antikriegshaus bewirtschafteten Gelände)
Der Bau war für die Beteiligten ein hartes Stück Arbeit. Die Mauer besteht nicht aus per LKW angeliefertem und mit dickem Schlauch verfüllter Betonmasse, sondern wurde per Mischer angerührt und mit Bottichen von oben in die Schalung gegossen. Verantwortlich dafür waren zwei kräftige junge Männer, Alexander Mielke aus Brasilien (links oben) und Carles Lloveras aus Barcelona (rechts Mitte).
Große Überraschung und Freude, als ausgerechnet dieser, zufällig auch noch während des Workcamps in diesem Sommer, unvermittelt im Rahmen einer Deutschlandreise vor dem Antikriegshaus auftauchte. Eine schöne Gelegenheit, Erinnerungen aufzufrischen und sich noch einmal für den damaligen Einsatz zu bedanken.

     

 

 

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Neu erschienen

Rundbrief "KDV im Krieg", Juni 2022

In der Ausgabe Juni 2022 des Rundbriefes "KDV im Krieg" befinden sich Beiträge zur antimilitaristischen Arbeit, zu Rekrutierung, Verweigerung und Asyl zur Arbeit von Connection e.V., zum Krieg in der Ukraine, zu Kriegsdienstverweigerung und Asyl, zur Ukraine, zu Russland, zu Belarus, Libanon, Türkei, Syrien und Deutschland.

Der Rundbrief erscheint vier bis fünf Mal im Jahr. Auszüge des Rundbriefes finden Sie unter https://de.Connection-eV.org/article-3581

Die Papierausgabe bzw. eine online Zustellung des gesamten Rundbriefes kann bezogen werden über https://de.Connection-eV.org/shop

Herausgegeben von Connection e.V.


Inhaltsverzeichnis, Rundbrief "KDV im Krieg", Juni 2022

Aus unserer Arbeit

 

Neuigkeiten zur Kampagne für Deserteure und Verweigerer

Aus unserer Arbeit

Connection e.V.: Schutz und Asyl für Deserteure und Verweigerer

Ukraine

Mögliche Strafverfolgung bei Militärdienstentziehung

Ukrainische Pazifistische Bewegung zum 15. Mai

Ist eine Auslieferung ukrainischer Verweigerer möglich?

Russland

Alexander Belik: "Wir arbeiten bereits seit 2014 als Internet-Beratungsstelle"

Von der Schwierigkeit, nicht Töten zu wollen

Antikriegs-Proteste in Russland im Frühjahr 2022

Bewegung für Kriegsdienstverweigerung: Erklärung zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung

Pjotr Sauer: Russische Soldaten weigern sich zu kämpfen

Asyl bei Desertion

Bundesinnenministerium: Umgang mit Deserteuren und Oppositionellen aus der Russischen Föderation

Connection e.V. und PRO ASYL: Bundesinnenministerium sichert russischen Deserteuren Schutz zu - Militärdienstflüchtige von Schutzzusage ausgeschlossen

Belarus

Nash Dom: Menschen, die sich geweigert haben, zur Armee zu gehen, wenden sich gegen das Regime in Belarus

Libanon

Offener Brief ehemaliger Kämpfer aus dem Libanon

Türkei

Onur Erden: "Ich aber verweigere!"

Aufruf zur Anerkennung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung

Syrien

Joshua Levkowitz: Syrer fliehen vor der Wehrpflicht

Deutschland

Wilfried Porwol: Künstlerische Intervention am "Kriegerdenkmal"

Felix Oekentorp: Ist das ein Denkmal oder muss das anders?

Materialien

Zur Arbeit von Connection e.V. und zu Soldaten und Verweigerung im Ukraine-Krieg

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Frieden lernen
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 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
Evangelisch-lutherischen
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